Page 113 - 2024 Fotobuch
P. 113
RÜCKBLICK darf. Zwei Minuten später stand Cyprien Sarrazin wie der unglaubliche Hulk auf dem
DAS WAREN DIE 84. HAHNENKAMM-RENNEN Airfence im Ziel und zelebrierte einen Jubel, wie ihn Kitzbühel noch nicht oft gesehen
hatte. Der Franzose zerschmetterte die Bestzeit von Marco Odermatt und war sich nach
dem Abschwingen sicher, dass ihm mit einer Zeit von 1:52,96 Denkwürdiges gelungen ist.
GLÜCKSKINDER! Die Fahrt des Franzosen erinnerte an jene von Stephan Eberharter vor exakt 20 Jahren.
Man kennt es: Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als Kinder, wenn sie glücklich Damit heißt der Streif-Doppelsieger 2024 Cyprien Sarrazin und an ihn werden sich die
und entspannt sind. So in etwa war das Gefühl aller Beteiligten am Ende des Ski-Fans noch in Jahrzehnten erinnern.
vergangenen Hahnenkamm-Rennens. Diese Freude über eine gelungene Veranstaltung
ist einmalig. Aber alles der Reihe nach. Der finale Slalom am Sonntag stand dem magischen Samstag um nichts nach:
22.000 Wintersportbegeisterte strömten zum Ganslernhang und lachten mit der
VORBEREITUNG Sonne um die Wette. Am Ende strahlte vor allem Linus Straßer. Auch wenn er in
Ideale Bedingungen herrschten zur Pistenpräparierung von Streif und Ganslern mit München geboren wurde, so feierte er auf dem Ganslern eine Art Heimsieg. Der
dem Wintereinbruch Anfang Dezember: die Mitarbeiter der Bergbahn AG Kitzbühel 31-Jährige lernte u.a. in Kitzbühel das Skifahren, ist bis heute Mitglied des Kitzbüheler
sorgten dafür, dass sich die Rennstrecken bereits Wochen vor den beiden Abfahrten Ski Clubs und wohnt im Nachbarort Kirchberg. Sein Trainer war einst der Kitzbüheler
und dem Slalom in so einem hervorragenden Zustand befanden, dass selbst das Mario Mittermayer-Weinhandl, der jetzige Rennleiter der Hahnenkamm-Rennen.
alljährliche Tauwetter rund um Weihnachten keinen Schaden anrichten konnte. Die Es war kein Wunder, dass viele aus dem Organisationskomitee der Hahnenkamm-
Schneekontrolle der FIS am 5. Jänner verlief problemlos und als es wenige Stunden Rennen bei der Siegerehrung glasige Augen bekamen, vor allem als kurzfristig Mario
später wieder zu schneien begann, zeigte sich die gesamte Landschaft in Weiß Mittermayer-Weinhandl seinem ehemaligen Schützling die Gams übergeben durfte.
gehüllt. So schön kann Winter sein, und die Vorfreude stieg in Richtung Rennwoche. Hinter Linus Straßer belegten Kristoffer Jakobsen Platz 2 und Daniel Yule Platz 3.
RENNWOCHE
Es war, wie man es sich immer wünscht, aber nur selten eintritt: Sonne, Pulverschnee
und Kälte begleiteten die Rennwoche. Da nur am Donnerstag mit Niederschlag
gerechnet werden musste, fanden die beiden Trainingsläufe auf der Streif bereits
Dienstag und Mittwoch statt. Wohltuender Nebeneffekt für die Athleten: ein Tag
Pause. Und ab Mitte der Woche wurde die Öffentlichkeit informiert: „Die Abfahrt am
Samstag ist ausverkauft!“ Und diese Pause dauerte am Freitag, kurz vor der
ersten Abfahrt, sogar noch eine Stunde länger, denn der Start wurde auf 12.30
Uhr verschoben, damit auch die letzten Nebelschwaden abziehen konnten. Um
die erste von zwei Abfahrten zu ermöglichen, arbeitete das OK aufgrund der
angesagten Schneefälle die ganze Nacht durch. Der Rennverlauf gab schon einen
Vorgeschmack auf die Abfahrt am Samstag, doch das konnte noch niemand ahnen:
Marco Odermatt setzte sich vor 20.000 Zuschauern im Zielgelände nach einer
nicht ganz perfekten Fahrt an die Spitze, wurde aber wenig später erst von Florian
Schieder und schließlich von Cyprien Sarrazin verdrängt. Spannung total – ein super
Freitag-Rennen. Tags darauf waren erst die Rahmenbedingungen nahe an der Perfek-
tion und wenig später auch die sportlichen Leistungen: 45.000 Fans verwandelten das
Zielstadion in ein Tollhaus und nach Marco Odermatts hervorragender Fahrt war da-
von auszugehen, dass sich der Schweizer endlich auch Hahnenkamm-Sieger nennen
113