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Sun Valley, USA: Wo viele Kitzbüheler Ski-Geschichte schrieben

19.01.2025

Nach 47 Jahren kehrt der Ski-Weltcup im März zurück nach Sun Valley. Der Ort in Idaho mag zwar klein sein, hat aber eine große Ski-Geschichte und ist Kitzbühels Schwesternstadt.

Es ist schon ein Weilchen her, dass Sun Valley den Ski-Weltcup willkommen heißen durfte. Der letzte Gewinner heißt Ingemar Stenmark und der Schwede ist bis heute eine Legende. Der kleine, aber feine Wintersportort in Idaho ist seit damals – der Riesentorlauf fand 1977 statt – aus dem internationalen Augenmerk der Sportwelt etwas verschwunden. Allerdings nur mehr bis 22. März, wenn das diesjährige Weltcup-Finale in Sun Valley Station macht und Damen wie Herren um die letzten Entscheidungen wetteifern. Details hier

Sun Valley zählt offiziell keine 2000 Einwohner, befindet sich aber beinahe auf 2000 Meter Seehöhe am Fuße des Bald Mountain. Vom Nabel der Welt ist man hier schon recht weit entfernt. Umso bemerkenswerter ist die große Ski-Geschichte, die hier seit der Orts- und vor allem Hotelgründung 1936 geschrieben wurde. Es war William Averell Harriman, damals Vorsitzender der prestigeträchtigen Union Pacific Railroad, der – fasziniert von den Olympischen Winterspielen 1932 in Lake Placid – in den USA Skigebiete nach europäischem Vorbild erschaffen wollte. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, für seine Eisenbahngesellschaft das Geschäftsfeld zu erweitern und mit Skitouristen eine neue Kundenschicht anzusprechen. Als ihm ein mit der Suche beauftragter Mitarbeiter von den Schneemengen rund um den Bald Mountain berichtete, verschaffte sich William Averell Harriman selbst ein Bild und schon wenige Monate später war das Wintersport-Resort errichtet: Sein Team „baute eine Luxus-Lodge auf einer Kuhweide und modernste Sessellifte an den von Schafen beweideten Salbeihängen“, schreibt Autor David Butterfield in einer kleinen Ode an seinen Wohnort. Auch ein Name war schnell gefunden: Sun Valley.

Der Grundstein für einen Wintersportort war gelegt, aber große Skigeschichte war das noch keine und das wusste auch Harriman. So gründete der Visionär bald darauf den Sun Valley Ski Club und rief fast im selben Atemzug die Sun Valley International Open ins Leben. Neuerlich nahm man sich Europa zum Vorbild, diesmal die Arlberg-Kandahar-Rennen, und so ging auch in den Bergen Idahos bereits im März 1937 eine Kombination aus Abfahrt und Slalom über die verschneite Bühne. Erster Gewinner war Dick Durrance, zeitlebens einer der besten Ski-Fahrer in den USA und einer der wenigen, die mit der europäischen Spitze teilweise mithalten konnte. 1941 sorgte zum ersten Mal ein Kitzbüheler für Aufsehen, als Sigi Engl die Abfahrt für sich entscheiden konnte. Zuhause hatte Engl damals längst seinen Eintrag in den Geschichtsbüchern sicher, war er doch der erste, der 1935 alle drei Disziplinen der Hahnenkamm-Rennen gewinnen konnte (Abfahrt, Slalom und Kombination). Bald darauf wanderte er in die USA aus, wo er später die Skischule von Sun Valley zur größten der USA aufbaute und als einziger Kitzbüheler in der offiziellen Hall of Fame des US-Skisports aufgenommen wurde. Ehe der Zweite Weltkrieg die Sun Valley International Open unterbrach, firmierten die Rennen schon unter dem Namen Harriman-Cup und der Zuspruch stieg Jahr für Jahr. 

Die Blütezeit des Harriman-Cups entwickelte sich mit dem Neubeginn 1947. Große Sieger waren u.a. Stein Eriksen, Andrea Mead Lawrence, Gretchen Fraser, Georgette Thiollière, Jack Reddish, Toni Matt oder Suzy Harris, die allesamt zu den besten ihrer Zunft zählten. Ab den 1950er-Jahren drückte das Kitzbüheler Wunderteam dem Harriman-Cup in schöner Regelmäßigkeit den Stempel auf. Christian Pravda gewann sogar dreimal (1953, 1956, 1959), Anderl Molterer 1955, Toni Sailer 1957 und Hias Leiter 1960. Die Rennen begeisterten nicht nur die Athletinnen und Athleten, Jahr für Jahr strömten auch Tausende Zuseher in den kleinen Ort, der mit herausfordernden Strecken und gesellschaftlichen Verlockungen auch in der Upper Class punkten konnte. Sogar Schriftsteller Ernest Hemingway gab sich die Ehre.  

Den letzten Harriman-Cup holte sich 1965 Karl Schranz, ehe die Rennserie sanft entschlummerte und der 1967 in Kitzbühel gestartete Ski-Weltcup zum Sehnsuchtsziel aller Rennläufer avancierte. Das Jahr 1967 war aber auch die Geburtsstunde der Verbindung zwischen Sun Valley und Kitzbühel. Seit damals sind die beiden Wintersportorte Schwesternstädte. Die Initiative ging von Sigi Engl und Wynn Gray, dem damaligen Bürgermeister Sun Valleys, aus. Es folgte, dass viele Kitzbühelerinnen und Kitzbüheler als Skilehrer auch tätig wurden, allen voran Ski- und Tennislehrlegende Conny Staudinger. 

Nur zweimal, 1975 und 1977, machte der Ski-Weltcup in Sun Valley Station, danach lag der Fokus in erster Linie auf dem Tourismus. Zudem war es manchen Betreibern des Skigebietes ein Dorn im Auge, dass aufgrund eines Skirennens einzelne Pisten tagelang für das Publikum gesperrt bleiben müssten. In den letzten Jahren zeigt man sich dem Spitzensport gegenüber wieder offener und hielt Ski- und Snowboard-Cross-Rennen, Halfpipe-Wettbewerbe und auch die US-Ski-Meisterschaften ab. Von 22. bis 27. März 2025 kehrt nun die globale Ski-Elite endgültig nach Sun Valley zurück. Ob sich daraus ein jährliches Stelldichein wie einst beim Harriman-Cup entwickelt, steht aber noch in den Sternen.

Foto © Sun Valley Resort, KSC-Archiv

 


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