Toni und Tore auf der Streif
Für die Kurssetzung auf der Streif ist Toni Ehrensperger gemeinsam mit Hannes Trinkl von der FIS verantwortlich. Dank eines GPS-Messgerätes stehen die Tore Jahr für Jahr (fast) an der gleichen Position.
Das waren Zeiten, als man Abfahrts-Tore auf der Streif noch mithilfe von handgeschriebenen Plänen, viel Erfahrung und dank der Erinnerung gesetzt hat. Dabei geholfen haben auch markante Punkte, wie etwa Jahrzehnte alte Bäume, um sich zu orientieren. Das ist inzwischen (fast) längst Geschichte, denn heuer feiert die Kurssetzung mit GPS (Global Positioning System) ihr zehntes Jubiläum. Und mit ihm Toni Ehrensperger, der Mann, den man im Jänner nie (!) ohne sein zwei Meter langes GPS-Messgerät in der Hand auf der Strecke sieht. Seit 2015 steckt er den Kurs zentimetergenau so wie in den Jahren davor. Sich dafür feiern zu lassen, widerstrebt dem stets freundlichen Kitzbüheler: „Die Arbeit macht das Gerät“, sagt der KSC-Langlauftrainer bescheiden.
Dieser Tage staunten viele Wintersportler nicht schlecht, denn der Kurs auf der Streif war bereits letzte Woche gesetzt. Das lag an den idealen Wetterbedingungen (u.a. kein Neuschnee) und der rennfertigen Strecke. 30 Tore hatte die Abfahrt beim ersten Training und jede dieser Stangen ging durch die Hände von Toni Ehrensperger (mit Unterstützung seiner Mitarbeiter vom Abschnitt Oberhausberg, den er verantwortet). Als offizieller Kurssetzer wird er dennoch nicht geführt, das ist FIS-Renndirektor Hannes Trinkl. „Stimmt. Den Kurs setzt offiziell die FIS. Aber wir bereiten alles vor, bis wir den Lauf mit Hannes Trinkl durchgehen.“ Dank der GPS-Technik kann sich auch der Skiverband darauf verlassen, dass sich die Tore exakt dort befinden, wo sie hingehören. Zu Umsetzungen kommt es trotzdem fast immer. Toni Ehrensperger erklärt warum: „Das liegt an den von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Schnee- und Pistenbedingungen. Manchmal ist der Kurs schneller, manchmal langsamer.“ Vor allem die beiden Tore vor der Hausbergkante sind oft entscheidend: „Mit ihrer Setzung kann man das Tempo regulieren, damit die Läufer nicht zu schnell zu dieser Schlüsselstelle hinkommen.“ Umsetzungen haben aber auch ihre Grenzen: Zwischen Abschlusstraining und Rennen ist es nicht mehr möglich, ebenso wenig während des Rennens. Fast identisch gesetzte Kurse gibt es übrigens nur in der Abfahrt. Super-G, Riesentorlauf und Slalom setzen immer unterschiedliche Trainer und bei diesen Bewerben gibt es auch keine Trainingsläufe.
Das GPS-Messgerät ist beim Kitzbüheler Ski Club das ganze Jahr über im Einsatz. Denn auf Streif und Ganslern liegen unentwegt essenzielle Stellen oder Punkte unsichtbar oder unscheinbar unter Schnee oder hohem Gras: „Das können Schneischächte, Technikschächte oder Ankerpunkte mitten in der Querfahrt sein. Ankerpunkte werden etwa dann ausgegraben, wenn wir die Querfahrt mit dem Pistengerät präparieren.“ In abschüssigen Abschnitten wie Mausefalle, Steilhang oder Querfahrt sind Pistengeräte stets mit einer Winde gesichert. „Das GPS-Messgerät hilft uns auch, wenn es darum geht, wo B-Netze beginnen und enden oder wo Tribünen, Trainer- oder Kameratürme immer stehen.“
Neben den Toren und dem Abschnitt Oberhausberg verantworten Toni Ehrensperger und sein Team aber noch etwas: die mit Tannenzweigen in liebevoller Handarbeit gesteckte Gams auf dem Oberhausberg. Und bei dieser Arbeit setzt die Truppe seit jeher auf einen gezeichneten Plan.
Foto © K.S.C./alpinguin