Alles fließt beim Technikteam
Manuel Gosch ist Herr über Leitungen, Kabel und Daten. Für ein Leben unter Strom, wirkt der Kitzbüheler Elektrotechniker aber stets sehr entspannt.
Verantwortet man die gesamte Technik beim Hahnenkamm-Rennen, gibt es eigentlich eine schier unerschöpfliche Möglichkeit an Dingen, die schiefgehen können. Tun sie aber nicht. Dafür sorgen Manuel Gosch und sein Team. Gemeinsam mit den Stadtwerken Kitzbühel leben sie Heraklits Lehre "panta rhei", also alles fließt. Und fließt der Strom plötzlich nicht mehr, wie einstmals an einem Freitagabend in der Rennwoche (!), wird einem zwar kurz heiß, aber dann beginnt sofort die Suche: „Wir haben gesehen, dass die Leinwände im Ziel schwarz waren und der Strom bis zur Hausbergkante weg war“, erinnert sich Manuel Gosch. Bis das Problem (in eher unwegsamem Gelände) gefunden werden konnte, verging viel Zeit „aber letztendlich war es ein banales Problem, denn jemand hat einen Mehrzweckstecker so hingehängt, dass Wasser hineingetropft ist. Das war eine spannende Nacht.“ Der Schuldige wurde damals gefunden, bleibt an dieser Stelle aber ungenannt.
Zu Manuel Goschs Verantwortungsbereich zählen neben dem Strom auch die Zeitnehmung, die Beschallung, das WLAN und der Datentransfer auf die Leinwände. Die wichtigsten Leitungen sind die rund 100 Kilometer Kupferkabel, um Zwischen- und Laufzeiten zu messen. Sie ziehen sich durch den gesamten Hahnenkamm und sind die einzigen Kabel, die nicht auf Glasfaser umgerüstet worden sind – der Sicherheit wegen. Verbindungen etwa für Ton- und Videosignale verlaufen längst durch Glasfasern. Wireless Lan schuf man vor vielen Jahren in erster Linie für die vielen internationalen Trainer, die entlang von Streif und Ganslern kommunizieren müssen. Das war damals aufgrund der Roaminggebühren sehr teuer. Inzwischen können alle Mitarbeiter auf dem Berg über das Wlan ihre Daten verschicken. Aber vor allem auch Fotografen an der Strecke übertragen ihre Bilder fast in Echtzeit direkt zu den Agenturen oder in die Redaktionen.
„Wir sorgen auch für die Arbeitsbeleuchtung auf Streif und Ganslern, damit die Strecken bei den Nachteinsätzen schön ausgeleuchtet sind. Hier rüsten wir seit ein paar Jahren von Halogen auf LED um – das heißt weniger Stromverbrauch, aber besseres Licht“, freut sich Manuel Gosch. Seine Arbeit erledigt der Elektrotechniker übrigens an der Seite seines Vaters Hans Gosch, der seit über 25 Jahren die Infrastruktur der Zeitnehmung verantwortet. „Das Zusammenspiel zwischen uns ist grundsätzlich sehr harmonisch. Kleinere Reibereien gibt es immer. Einmal setzt sich der eine durch, dann wieder der andere.“
Mit seiner Arbeit ist das Technikteam bis zum ersten Training am Dienstag zu 90 Prozent fertig, ab dann folgen Feinarbeiten und natürlich die ständige Bereitschaft. Für den Fall eines Blackouts steht ein Aggregat parat: „Um ein Notlicht und Durchsagen zu gewährleisten“. Was bei Fans immer wieder für Verwunderung sorgt, sind die Videowände entlang der Rennstrecken, die in der Nacht eingeschaltet wirken. Manuel Gosch klärt auf: „Die Leinwände laufen in der Nacht nicht, das ist ein so genanntes Graubild. Schaltet man sie völlig aus, können sie einfrieren und dann kann es passieren, dass sie sich in der Früh nicht einschalten lassen. Bei der Beschallung ist es ähnlich. Aus den Lautsprechern ist in der Nacht immer ein kleines Rauschen zu hören.“ Ein bissl was fließt also immer.
Foto © K.S.C./Julian Jamnig