Johann Daxer: Der Pionier in der Windenmaschine
Johann Daxer ist eine Legende unter den Pistenraupen-Fahrern der Bergbahn Kitzbühel. Der gelernte Mechaniker und Landwirt war 1987 der Erste, der den Steilhang mit einer Windenmaschine präpariert hat.
Die Streif besteht vom Starthang über die Seidlam bis zum Zielsprung durchwegs aus beeindruckenden und Respekt einflößenden Abschnitten. In der Mausefalle – dem steilsten Stück – beträgt das Gefälle 85 Prozent. Um sich dieser Weltcupstrecke zu stellen, braucht es Wagemut, Konzentration und technisches Können. Allerdings nicht nur unter den Athleten, sondern auch von jedem Mitarbeiter an der Strecke – insbesondere jenen am Steuer der bis zu 14 Tonnen schweren und 550 PS starken Pistengeräte.
15 ihrer besten Fahrer entsendet die Bergbahn Kitzbühel für die Präparierung der Streif. Der Pionier unter ihnen ist Johann Daxer, denn er war der Erste, der mit einer Windenmaschine (ein Pistengerät, das an einem Stahlseil hängt) den Steilhang präparieren durfte. Und wer im Steilhang schon einmal gestanden ist – sei es im Winter oder Sommer -, der kann sich vorstellen, welche Kräfte hier auf Mensch und Maschine wirken.
An seine Premiere 1987 erinnert sich der Kirchberger genau: „Die ersten Einsätze waren eine ziemliche Harakiri-Aktion. Die Maschine war technisch noch nicht so ausgereift wie heute und deshalb war es für uns alle ziemlich spannend“, erzählt Johann Daxer. Hatte er denn keine Angst? „Angst habe ich nie gehabt.“ Warum es gerade er war, der die Streif als Erster mit einer Windenmaschine präparieren durfte, lag an seiner Erfahrung – in und außerhalb des Cockpits: „Ich bin gelernter Mechaniker und habe eine Landwirtschaft unterhalb der Ochsalm, so bin ich steile Hänge, und wie man darauf fährt, gewöhnt.“
Längst werden alle steilen Hänge mithilfe der Windenmaschinen aufbereitet: Starthang, Mausefalle, Steilhang, Hausberg, Ganslern. Die Stahlseile haben eine Länge von bis zu 1200 Meter und eine Zugkraft von bis zu fünf Tonnen.
Eine spezielle Ausbildung gibt es für Windenfahrer und die Präparierung einer Weltcup-Piste nicht: „Das macht die langjährige Erfahrung. Mit der Zeit weiß man, wie so eine Piste auszusehen hat“, sagt Johann Daxer, der erklärt, welche Funktion ein Pistengerät generell erfüllt: „Damit verdichten wir die Piste. Wir schauen, dass die Luft aus dem Schnee kommt und die Piste hart wird. Dafür muss man langsam und gefühlvoll fahren. Die Piste soll auch flach sein und keine Wellen haben.“ Und warum sollen Pistengeräte direkt vor den Rennen nicht mehr auf die Strecke? „Durch die Kette würden wir die harte Piste wieder aufreißen.“
35 Jahre hat er die Streif und natürlich auch die anderen Pisten im Skigebiet Kitzbühel präpariert, am liebsten aber den Steilhang: „Es war mein erster Streckenabschnitt und mein liebster.“ Genauso geliebt hat Johann Daxer die Fahrten in der Nacht: „Da siehst du dank der starken Scheinwerfer die Strukturen der Piste viel besser. Und es hat nichts Schöneres gegeben, als um 4 Uhr in der Früh anzufangen und dann vom Berg aus zu sehen, wie die Sonne aufgeht.“
Nach einem schweren Arbeitsunfall seiner Frau musste Johann Daxer seinen Beruf 2021 aufgeben. „Ich wäre gerne noch ein paar Jahre gefahren, aber meine Frau braucht mich.“