HKR 2023

Von Super-Gs, Doppel-Abfahrten und Hahnenkamm-Siegern

Von Super-Gs, Doppel-Abfahrten und Hahnenkamm-Siegern
17.01.2023

Ein kleiner Einblick in die Geschichte des Super-Gs und Doppelabfahrten in Kitzbühel. Und: Wer darf sich eigentlich Hahnenkamm-Sieger nennen?

Es hat nicht lange gedauert, bis sich der Super-G am Freitag des Hahnenkamm-Wochenendes als würdiger Prolog zur „großen“ Abfahrt etabliert hat. Dabei war die Beziehung Kitzbühel - Super-G anfangs recht verhalten. 1995 wurde erstmals ein Super-G auf dem Hahnenkamm gefahren, das Rennen diente als Ersatz für Flachau. Erst im Jahr 2000 – immerhin 18 Jahre nach seiner Premiere im Weltcup – wurde der Super-G schließlich zum fixen Bestandteil des Programms der Hahnenkamm-Rennen – nicht nur, aber auch zur Freude Hermann Maiers, der gleich 5 der ersten 7 Hahnenkamm-Super-Gs für sich entscheiden konnte.

22 Jahre bzw. 20 Super-Gs nach seiner offiziellen Aufnahme ins Rennprogramm – die Rennen 2007 und 2012 mussten witterungsbedingt abgesagt werden – begibt sich die Speed-Disziplin nun in eine vorläufig drei Jahre lange Kitzbühel-Pause. Begonnen hat dieser Schritt 2021 mit der kurzfristigen Übernahme der Wengen-Abfahrt. Während der Ganslern-Slalom coronabedingt in Flachau ausgetragen worden ist, gab es in Kitzbühel ein drei Tage dauerndes Speed-Festival mit zwei Abfahrten und einem Super-G. Mit einem Abfahrts-Doppelsieg durch Beat Feuz holte sich die Schweiz zwar indirekt „ihre“ Abfahrt wieder zurück, in Kitzbühel blieb aber die Begeisterung, zwei Abfahrten zu veranstalten: Zwei Tage, zwei Rennen auf selber Strecke bei gleicher Kurssetzung. Alles, was sich ändert, sind die Witterung und die Tagesverfassung der Rennläufer. Ein Sieg auf der Streif ist schon nur dem Besten vorbehalten, aber schafft jemand das Double? Diese Möglichkeit machte das Zuschauen um einen weiteren Aspekt reizvoller, die Berichterstattung spannender und abwechslungsreicher.

Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass das Konzept einer Doppelabfahrt in Kitzbühel nicht neu ist. Seit Beginn der Hahnenkamm-Rennen fanden 19 Doppelabfahrten statt, 13 davon als Weltcup-Bewerbe zwischen den Jahren 1972 und 2004 – viele davon als Ersatz für andere Orte. Dabei spricht viel mehr für zwei Abfahrten auf gleicher Strecke als nur das spontane Einspringen für andere Veranstalter und die Frage, ob einem Athleten ein Doppelsieg gelingt. Aus Sicht der Rennläufer sind Rennen mit Start auf dem Hahnenkamm ideal, denn so kann die moderne Infrastruktur rund um das neue Starthaus gleich mehrfach genutzt werden. Während der Startbereich des Super-G unter dem Seidlalmkopf und damit in der Bergmitte ohne Nähe zum Lift liegt, ist das Starthaus direkt mit der Hahnenkammbahn zu erreichen. Darüber hinaus ist die Fläche um den Super-G-Start sehr eng und entspricht nicht dem Qualitätsstandard, den der Kitzbüheler Ski Club als Veranstalter bereitstellen möchte.

Neben das Argument der besseren Startinfrastruktur tritt auch jenes der erhöhten Sicherheit. Die blaue Farbe, die den Athleten zur besseren Orientierung dient, hat den Nachteil, dass sie die Oberfläche der Rennpiste leicht aufweicht. So hat die meist gegenläufige Kurssetzung des Super-G am Freitag zu Schwachstellen in der Abfahrtsstrecke geführt, mitunter auch im extrem entscheidenden Bereich der Schwungansätze. Finden zwei Abfahrten auf selber Strecke mit gleicher Kurssetzung statt, erfolgt eine Qualitätssicherung der Piste für alle Renntage.

Auch für das Publikum bietet eine Doppelabfahrt einen ganz entscheidenden Vorteil: Zwei Chancen, die Abfahrt live miterleben zu können. Aufgrund der coronabedingten Zuschauerlimitierung rechnet der Kitzbüheler Ski Club damit, am Samstag ausverkauft zu sein. Dank einer zweiten Abfahrt am Freitag kann also jeder, der keine Tickets für Samstag ergattern kann, beim gleichen Sportprogramm mitfiebern.

Aus Veranstaltersicht spricht ein ganz entscheidender Punkt für zwei Abfahrten: Programmflexibilität. Während für ein Speed-Rennen das Wetter auf der gesamten Strecke gleich gut sein muss, kann ein Slalom – wie 2022 – auch bei extrem winterlichen Bedingungen stattfinden. So kam es witterungsbedingt in den vergangenen Jahren immer wieder zu Programmänderungen, um möglichst alle Rennen durchführen zu können. Das kurzfristige Verschieben eines Rennens auf einen anderen Tag ist aber nur möglich, wenn sich der Umbau zeitlich ausgeht – bei kritischem Wetter auf dem Berg eine besondere Herausforderung. Finden zwei Abfahrten und ein Slalom statt, sind die Rennstrecken und die Infrastruktur voneinander unabhängig und können nach Bedarf im zeitlichen Rahmen – Freitag bis Sonntag – verschoben werden.

Neben all den Vorteilen einer Doppelabfahrt stellt sich aber noch eine wichtige Frage: Wer ist nun Hahnenkamm-Sieger? Traditionell gesehen war jener Athlet Hahnenkamm-Sieger, der die Kombination aus Abfahrt und Slalom für sich entscheiden konnte. Seit dem Wegfall dieser Wertung im Jahr 2017 ist jeder Sieger eines Bewerbes der Hahnenkamm-Rennen Hahnenkamm-Sieger – ob Abfahrt, Slalom oder Super-G. So wird es auch 2023 bei zwei Abfahrten und einem Slalom am Ende drei Hahnenkamm-Sieger geben. Egal, ob Kitzbühel-Abfahrt, Hahnenkamm-Abfahrt oder Hahnenkamm-Slalom. Die Namen gibt es nämlich nur zur besseren Unterscheidung.

Foto © K.S.C./floobe


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