Als Vorläufer auf der Streif: „Man fühlt sich, als hätte man gewonnen“
Felix Klingler darf das tun, wovon viele junge Nachwuchs-Skifahrer träumen: Die Nachwuchshoffnung vom Kitzbüheler Ski Club darf als Vorläufer die Streif hinunterbrettern – und das zum bereits vierten Mal. Im Interview spricht der 20-Jährige über die heurigen Pistenverhältnisse, die Gefühle am Start und seine Topfavoriten auf den Abfahrtssieg.
Felix, du hast heute als einer der Ersten die Streif bezwungen. Wie war’s?
Heute war es recht ruhig von der Piste her. Leider waren aber meine Kanten nicht optimal, deswegen hatte ich oben im Karussell etwas Grip-Probleme. Wir sind die Streif aber in zwei Intervallen gefahren, also von der Mausefalle bis zum Gschöss und dann nach einer kurzen Pause von der Alten Schneise bis zum Ziel. Dadurch war es etwas einfacher (lacht).
Was sind heuer die Schlüsselstellen?
Standardmäßig sowieso Karussell und Steilhang. Die sind immer anspruchsvoll. Die Alte Schneise ist aber auch sehr herausfordernd, da hat man brutalen Druck auf den Ski. Im unteren Teil sind die Verhältnisse so gut, da wird es sich, glaube ich, nicht entscheiden.
Wie fühlt man sich eigentlich als Vorläufer am Start?
Im ersten Jahr steht man oben, man ist bleich und hofft einfach, dass man runterkommt. Ich war aber auch schon beim Europacuprennen als Vorläufer auf der Streif dabei, da startet man weiter unten und man ist weniger nervös. Aber von ganz oben ist das ganz anders.
Und während der Fahrt?
Da denke ich gar nichts mehr. Da fährt man einfach. Die Linie habe ich sowieso im Kopf. Das ist alles.
Bist du schon einmal auf der Streif gestürzt?
Letztes Jahr beim Europacup wollte ich als Vorläufer die Steilhang-Ausfahrt in Kampflinie fahren, das war nicht optimal. Ich habe einen Schlag erwischt und bin ins Netz gerutscht. Mir ist zum Glück nichts passiert, aber ein Ski und ein Stock sind kaputt gegangen.
Wie wird man denn überhaupt Vorläufer?
Ein Kollege von mir aus Norwegen hat ein Austauschjahr in Kitzbühel gemacht. Dann haben wir uns gedacht: „Vorläufer sein in Kitzbühel, das wäre doch mal was“. Seine Gastfamilie kannte die Veranstalter, also haben wir einfach mal angefragt. Und nach einem Casting durften wir tatsächlich mitfahren.
Du bist ja Athlet beim Kitzbüheler Ski Club. Das ist doch sicher etwas Besonderes, den Hausberg runterzufahren?
Das ist einfach ein Traum. Vor zwei Jahren bin ich bei der Weltcup-Abfahrt Vorläufer gewesen und als ich unten angekommen bin, haben die Leute wie verrückt gejubelt. Man fühlt sich, als hätte man gewonnen.
Wie schaut dein weiteres Programm bei den 80. Hahnenkamm-Rennen aus?
Ich bin jetzt bei den beiden Trainingseinheiten im Einsatz. Am Donnerstagabend wird dann entschieden, wer bei welchem Rennen Vorläufer ist.
Was machst du am Samstag bei der Abfahrt?
Ich hoffe, dass ich als Vorläufer runterfahren darf (lacht). Und dann würde ich gerne im Zielraum bleiben, weil man da den besten Blick auf die Piste hat. Mit den Fans im Rücken ist das richtig cool. Letztes Jahr war ich aber bei der Abfahrt Ersatz-Vorläufer und musste während dem Rennen oben warten. Es war spannend zu sehen, wie alle Abfahrer beim Mitfiebern waren, als die Kollegen hinunterfuhren.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Irgendwann möchte ich natürlich als Weltcup-Fahrer die Streif bestreiten. Zunächst will ich aber erst einmal einen Europacup-Startplatz erhalten. Und dann langsam nach oben klettern.
Zum Abschluss: Wer ist dein Favorit für die Abfahrt?
(überlegt) Ich hoffe eigentlich auf Aleksander Aamodt Kilde, weil ich ihn als Typen richtig cool finde. Aber Beat Feuz hat mit dem Sieg in Wengen ein sehr hohes Selbstbewusstsein. Einer von den beiden wird es machen.
Foto © K.S.C.