Der letzte Beweis
Auf die Plätze, fertig, los – ganz so leicht funktioniert das mit der Zeitnehmung im Skiweltcup dann aber doch nicht. Davon berichten Josef Greiderer und Hans Bachmann. Sie sind seit 40 Jahren offizielle Zeitrichter an der Streif und sorgen für die exakte Zwischenzeit.
Als allererstes: Wie wird man Kampfrichter?
Hans: Beim ÖSV macht man eine Schulung und wird dann eingeteilt. Dabei muss man sich mit der Zeitnehmung auskennen, die Torabstände kennen.“
Josef: Eben die ganzen ÖSV-Regeln, Bestimmungen und die Wettlaufordnung wissen. Aber ganz genau kann ich das nicht mehr sagen – ist ja auch schon so lange her (lacht).
40 Jahre lang hautnah dabei sein – wer ist denn bei euch dann „geblitzt“ worden?
Hans: Blitzschnell waren sie auch schon vor 40 Jahren. Klammer, Müller, Girardelli, Weirather, Stenmark, Neureuther Christian. Aber viel Kontakt hatten wir nicht mit ihnen, die musste man in Ruhe lassen, sie und auch wir müssen uns ja konzentrieren.
Josef: Man war schon froh, wenn man mit einem zusammengekommen ist. Ich bin schon ab und zu extra schnell in die Gondel reingesprungen, um einen Rennläufer zu treffen.
Und von der Gondel raus auf die Piste. Wo ist eure Position auf der Streif?
Josef: Ich messe beim Seidlsprung die Zwischenzeit. Da schaut man wer kommt, macht die Meldung und sagt „Zack“, dass man weiß, dass er durch ist und die Zeitnehmung ausgelöst hat.
Hans: Ich war jahrelang an der Hausbergkante oben und habe dort die Zwischenzeit gemessen. Wenn man älter ist, kommt man dann ins Ziel. Da bin ich der „Hand-Stopper“. Es muss immer eine unabhängige Zeit mitlaufen.
Auch im Zeitalter von Computer und moderner Technik?
Josef: Es ist schon alles viel moderner geworden, aber ganz ersetzen kann man uns nicht. Schon nur wenn es einen Stromausfall gäbe, ist man auf unsere Messungen angewiesen. Und wir kommen oft ganz genau drauf, jahrelange Erfahrung und ein genaues Auge sind gefragt.
Wie viele Zeitrichter gibt es an der Streif?
Hans: Früher waren es 40 oder mehr. Jetzt noch knapp 20. Auch, weil es damals noch Torrichter gab, die braucht es nicht mehr.
Josef: Wir sind der letzte Beweis. Wenn der Kampfrichter sagt, es war so, dann war es so. Und wir probieren immer, unabhängig und korrekt zu sein und immer zu Gunsten des Skifahrers zu handeln.
Wenn man in 40 Jahren den Wandel der Hahnenkammrennen mitverfolgt, was beobachtet man da?
Hans: Die Präparierung der Streif hat sich stark verändert. Als der Sprühbalken zum ersten Mal zum Einsatz kam, hat das schon viel verändert. Das war eine Sensation. Jetzt ist die Piste perfekt.
Josef: Ich zähle mich schon zu den guten Skifahrern, aber mit steigendem Alter ist die Streif nicht unbedingt leichter befahrbar. Letztes Jahr bin ich blödsinnigerweise ausgerutscht und mit dem Rucksack ins Fangnetz. Da kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht langsam aufhören sollte.
Hans: Ja, nach 40 Jahren wird es langsam an der Zeit, den Posten abzugeben.
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