Ken Read: „Schön, dass meine Söhne dasselbe wie ich erleben“
Es gibt viele Heldengeschichten auf der Streif: Eine ganz besondere hat aber Ken Read geschrieben. Der 64-Jährige hat 1980 als erster Kanadier die Hahnenkamm-Abfahrt gewonnen. Und auch, wenn das nun schon 40 Jahre her ist – „für mich fühlt es sich an wie gestern“, so Read. Er denkt gerne an den sensationellen Triumph zurück: „Viele Leute fragen mich, ob ich Angst hatte vor der Streif. Aber die hatte ich nicht. Für mich war es immer ein Traum, hier zu fahren. Es ist das größte Abenteuer meines Lebens gewesen – und das beste Erlebnis aller Zeiten“.
Kitzbühel und Ken Read: Es ist seit jeher eine besondere Beziehung. Das ist bis heute so. „Kitzbühel ist einfach etwas ganz Spezielles: Die Stadt, die Historie und vor allem der Respekt, den Fahrer, Veranstalter und die Einwohner vor dem Hahnenkamm haben, das ist einzigartig“, sagt Read. Die Menschen schätzen diese Aussagen. Der Kanadier gilt vor allem in Österreich als Sympathieträger. „Das freut mich natürlich. Ich glaube, den Leuten gefällt, dass wir Kanadier immer schon versucht haben, Deutsch zu reden, wenn wir hier sind“, lautet seine Theorie. „Kanadier lieben es, Gas zu geben. Und das mögen Österreicher halt auch“.
Ob er denn rein theoretisch noch einmal eine Abfahrt auf der Streif bestreiten wollen würde? „Ganz klar: Nein!“, scherzt Read, um dann ernst zu werden: „Du musst dafür topfit sein, in deinem besten Zustand. Wenn das nicht mehr der Fall ist, solltest du es lieber lassen. Die Streif fordert viel. Und sie kann dich fressen“.
Das soll Jeffrey Read heuer idealerweise nicht passieren: Er ist der jüngste von drei Söhnen der Ski-Legende. Erik, Reads ältester Spross, ist Slalomspezialist: Er wurde vor drei Jahren am Ganslernhang sogar Siebter. Und jetzt, nach einem Super G- und zwei Europacup-Einsätzen, darf sein jüngster Sohn, Filius Jeffrey, zum ersten Mal auf der Original-Abfahrtsstrecke ran – wie damals sein Vater. Beim Training am Mittwoch ist alles gut gegangen. Er wurde 51. – noch fehlen über vier Sekunden auf die Allerschnellsten.
Natürlich bin ich nervös, wenn er hier runterfährt. Aber meine Söhne sollen das machen, was sie gerne tun wollen. Ich freue mich, dass sie in Kitzbühel das erleben können, was ich vor vielen Jahren erleben durfte“, sagt Read. Favoriten sind am Wochenende freilich ganz andere Athleten: „Nach dem bitteren Aus von Dominic Paris ist jetzt die große Frage, ob Beat Feuz nach Wengen auch hier gewinnen kann“, lautet die Prognose von Ken Read. „Es gibt aber viele gute Fahrer derzeit: Matthias Mayer, Aleksander Aamodt Kilde, Thomas Dreßen“. Und die Kanadier? „Benjamin Thomsen liebt die Streif. Er fährt hier immer seine besten Saisonergebnisse ein“. Die Hoffnung auf einen kanadischen Sieg lebt also – bisher war es ja nur dem großen Ken Read vergönnt.
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